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Nicht mit »irgendeinem« Mundstück zufriedengeben

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Experte fühlt Trompetern auf den Zahn

Niederländer prüft, misst und sucht für Falkenberger Blasmusiker die optimalen Mundstücke aus
Falkenberg. (si) Gutes Handwerkszeug ist eine Voraussetzung für ausgezeichnete Arbeit. Dass das nicht nur bei handwerklichen Berufen so ist, zeigte sich beim Besuch von Henk Rensink in Falkenberg. Der gebürtige Niederländer ist ein Spezialist für Instrumenten-Mundstücke und Berater für Holz- und Blechbläser - seines Wissens der einzige auf der Welt.

Seine Kenntnisse und sein Können hat sich der Musiker und Dirigent selbst erarbeitet. Vor 25 Jahren begann Rensink, sich intensiv mit der Thematik zu beschäftigen. Daraus resultierte aus seiner Feder auch ein Fachbuch über Mundstücke. In jahrelanger Forschungsarbeit eignete sich der Musiker mit Leib und Seele das Spezialwissen an, das er an andere weitergibt.

Denn welcher Holz- oder Blechbläser möchte nicht gern besser auf seinem Instrument spielen. Oft hilft auch stundenlanges Üben nichts. Henk Rensink widerspricht Aussagen, wonach mangelnde Fortschritte beim Spielen eines Instruments nur auf falsche Technik zurückzuführen seien. "Zwar ist das richtige Mundstück kein Zaubermittel, aber ein gut und richtig angepasstes hat viele Vorteile. Das Ergebnis ist sogar für einen Laien sofort hörbar."

Hermann Träger von der Blaskapelle Falkenberg war im Internet auf den Mundstück-Experten aufmerksam geworden und lud ihn nach Falkenberg ein. Zwei Tage lang hatten die Musiker der Blaskapelle Gelegenheit sich ihr Mundstück anpassen zu lassen. Wohl keiner der Falkenberger Holz- und Blechbläser ahnte, welchen Unterschied das richtige Mundstück ausmacht.

Das Anmessen der Mundstücke erfolgt individuell und besteht aus einer Voruntersuchung, bei der unter anderem Zahnstellung, Atemvolumen und Lippenspannung getestet werden, gefolgt von einer kurzen Spielbeobachtung. Erst dann beginnt die Auswahl. Dabei fragt der Experte auch nach den Wünschen und Wahrnehmungen der Musiker.

Anschließend lässt Henk Rensink treffsicher seinen Blick über die über 100 Mundstücke schweifen und sucht zwei aus seinem Sortiment aus. Der deutlich hörbare Unterschied zum bisherigen Mundstück versetzt nicht nur die Falkenberger Musiker in Erstaunen. Klangfarbe, Volumen und Reinheit der Töne unterscheiden sich deutlich vom Spiel mit dem gewohnten Mundstück. Egal ob Blech- oder Holzbläser, alle spüren die Verbesserung.
Von (si) | 07.08.2010 | Netzcode: 2442613

Ein Mundstück ist Maßarbeit

Spectrum, De Stentor
Er denkt, dass er der einzige auf der Welt mit einem solchen Beruf ist: Mundstückspezialist. Er verkauft nichts und stellt nichts her. Er berät lediglich Bläser bei der Wahl des richtigen Mundstücks. Seine Kunden kommen aus aller Welt. Vom Straßenmusiker über den Jazzer aus New York bis zum Hornist des Concertgebouw-Orchester: etwa 10 000 Bläser waren bisher bei ihm. Oft wird er als Dank für seine Arbeit von den glücklichen Kunden umarmt. „Für solche Gesten tut man es auch."
Madeleine Rood

Henk Rensink ist ein ruhiger Mann, der seine Kunden in seinem Atelier in Apeldoorn ordentlich empfängt. Einst begann er selbst das Spielen auf einem Blasinstrument, einem Euphonium. „Als ich dem Lehrer Fragen stellte, zuckte er mit den Schultern. Er wusste es auch nicht. Später unterrichtete ich selbst und merkte, dass viele Probleme gar nichts mit dem Schüler oder dem Instrument zu tun hatten, aber auf das Mundstück zurückzuführen waren. Von da an begann ich, dies zu untersuchen."

Er ging sofort gründlich ans Werk. „Ich dachte: ‚Es ist nichts vorhanden, also mache ich mich selbst auf die Suche.'" Also begann er bei den Ägyptern, Griechen und Römern und untersuchte die Entwicklung des Mundstücks im Laufe von 5000 Jahren. „Ich habe geschaut, was sich im Laufe der jahrhunderte verändert hat. Dies habe ich alles beschrieben in ‚Tonbildung für Blechbläser", das 1982 in Zusammenarbeit mit dem Physiotherapeuten und Trompeter Hans Boschma erschienen ist. Eine Geduldsarbeit, aber ich wollte etwas verfassen, das sowohl für Wissenschaft als auch für die Praxis von Nutzen sein sollte, also auch für die Musiker."

Sein Buch war unter Bläsern sofort ein Erfolg; alle Konservatorien kauften es. Für viele war es etwas ganz Neues, ein Augenöffner. Rensink: „Bläser folgten in der Regel auch in Sachen Mundstück dem Rat ihrer Lehrer, aber die wussten in der Regel auch nichts Genaues darüber. In der Regel blieb man beim Standard-Mundstück, das zusammen mit dem Instrument geliefert wurde. Aber es gibt keine Standardmenschen und demzufolge auch keine Standardmundstücke. Es ist meist eine Zufallslotterie als eine genaue begründete Auswahl." Viele Bläser seien derzeit mit ihrem Klang nicht zufrieden. „Einige wollen beispielsweise einen Hornklang, aber ihr Instrument klingt nach Altposaune.

Das Mundstück ist bestimmend für Klang, Stimmung und Ansprache des Instruments, d.h. ob sich das Instrument leicht oder schwer spielen lässt. Ich schaue dann nach, wo das Problem liegt und versuche, die Wünsche meiner Kunden in passende Mundstücke umzusetzen. Aber die Wünsche müssen dann schon sehr genau sein."

Zu diesem Zweck hat er spezielle Fragebögen entworfen. „Messen heißt wissen" so Rensink. Seine Überzeugung ist, dass die vorhandenen Mittel an die Musiker angepasst werden müssen und nicht die Musiker ans Instrument. „Es ist wie bei einem Fahrrad. Natürlich kann man auf einem Rad fahren, auf dem ein unpassender Sattel montiert ist oder bei dem die Pedale nicht richtig eingestellt sind. Man kann sich daran anpassen, aber es geht natürlich viel leichter, wenn man ein gutes Fahrrad hat, das genau zu einem passt."

Es war Pionierarbeit. Im Laufe der Jahre entwickelte er seine eigene Methode des Messens und konnte so objektiv wie möglich feststellen, welches Mundstück genau zu einem passt. In seiner Arbeit hat er stets Kontakt mit Spezialisten wie Zahnärzten, Logopäden, Physiotherapeuten etc. Er berät, schreibt Aufsätze in Fachmagazinen und hält Vorträge. „Die Leute können sich nicht vorstellen, wie wichtig ein Mundstück ist. Sie sehen es nur als Nebensache an. Aber ich mache Ihnen die Funktion des Mundstücks bewusst, durch meine Veröffentlichungen, aber auch durch Lehrerfortbildungen. Oft glauben sie, alles in einem Tag zu begreifen, entdecken aber bald, dass man tiefer in die Materie eintauchen muss." Rensink gefällt es, wenn er Musikern schon im Voraus helfen kann - von der Pikkolotrompete bis zur Tuba und von der Es-Klarinette bis zum Bass-Saxophon. Das bleibt seine Motivation, um diese seltsame Tätigkeit weiter auszuüben. „Leute kommen mit einer bestimmten Frage oder Problem zu mir. Blech- und Holzbläser.

Sei es nun ein Notar aus der örtlichen Bigband oder ein Berufsmusiker aus den USA." Kürzlich traf er Jon Sass, einen Tubisten aus New York. Er gab einen Meisterkurs in Österreich und kam mit einem Problem zu mir, das ihn schon seit Jahren beschäftigte. „Ich habe ihn beraten und er machte wirklich einen Luftsprung, als er das passende Mundstück hatte."

Solche Bläser gibt es viele. Vom Concertgebouw und verschiedenen anderen Sinfonieorchestern, Bigbands, dem Metropol Orkest und Bläser, die Pop-Sänger begleiten. Aber auch viele Amateure kommen bei ihm vorbei. Für 35 Euro erhalten sie eine detaillierte Beratung. „Wenn man viel Geld verdienen will, muss man sich einen anderen Beruf aussuchen. Es ist wenig Geld im Umlauf, in der Musik gibt es wenige kapitalkräftige Leute oder schnelle Geldverdiener. Ich gehe die Sache nicht übertrieben kommerziell an, aber ich finde, dass jeder es bezahlen können muss. Für den Notar mag es wie ein Freundschaftspreis wirken, aber der kleine Straßenmusikant muss sich jeden Euro zusammenspielen. Aber ich mache es aus Idealismus, um Menschen zu helfen. Das ist meine Art. Dort, wo ich kann, will ich Menschen helfen. Und für mich gibt es eine logische Verbindung zwischen Technik und Musik." (Anm. der Red.: Neben seiner musikalischen Ausbildung lernte Rensink den Beruf des Werkzeugmachers.)

Hierfür steht er auch mit Betrieben in Kontakt. „Wenn man sich für die Zukunft rüsten und sich selbst weiter entwickeln will, muss man auch auf Messen und zu Erzeugern gehen. Ich sehe mir regelmäßig neue Mundstücke von Firmen aus ganz Europa an und werde natürlich auch um meine Meinung gefragt. Aber damit verdiene ich kein Geld. Ich bin irgendwo zwischen Musiker und Hersteller."
Vor etwa einem Vierteljahrhundert gab es noch wenig Information über Mundstücke. „Ich machte die Arbeit auch für mich, weil ich vom Phänomen der Tonerzeugung fasziniert war. Ich fand es seltsam, dass ich in einem Ensemble spielte und kein ideales Mundstück hatte. Ich habe mich auf die Suche gemacht und das Mundstück durch Untersuchungen auf eine höhere Ebene gebracht. Ein Fach Mundstückkunde gibt es offiziell nicht, aber das, was ich inzwischen auf den Weg gebracht habe, kann man inzwischen schon so nennen. Vielen Leuten wurden die Augen geöffnet, auch den Dirigenten der Blasmusikvereine. Die finden es erstaunlich, wie sich der Klang der Bläser aufgrund eines richtigen Mundstücks verbessert hat. Es geht nicht darum, jedem Bläser im Orchester das gleiche Mundstück zu verpassen. Erst wenn man allen Trompetern das Mundstück gibt, das zu ihnen passt, erhält man eine gute Klangbalance."

Rensink hat alles, was er bis jetzt untersucht hat, gewissenhaft dokumentiert. Allesist in seinem Computer gespeichert. Derzeit arbeitet er an der Konzeption eines Lehrgangs. „Es wäre doch sehr schade, wenn alle Erkenntnisse und Einsichten verloren gehen würden." An Ruhestand denkt er momentan überhaupt nicht, wohl aber an einen möglichen Nachfolger. Vielleicht sein Sohn oder ein Neffe? „Es besteht noch Hoffnung" so Rensink.

Dem Munstückspezialist die Zunge rausstrecken

Henk Rensink aus Apeldoorn hält Sprechstunde in Heerenveen
Henk Rensink aus Apeldoorn reist mit seiner mobilen Mundstückpraxis durch das ganze Land. Im nächsten Monat kommt er zum zweiten Mal für dieses Jahr nach Heerenveen, um Bläsern ein neues Mundstück anzumessen. Er ist der einzige in den Niederlanden und eigentlich der einzige in Europa, der eine solche Arbeit macht. Das Friesische Tag-blatt machte einige Gruppenveranstal-tungen mit, bei denen er pro Person 35 Euro verlangt. Eine Reportage von Ruurd Walinga.

Die mobile Praxis ist an diesem Samstag untergebracht im Erdgeschoss des Musik-geschäftes Van der Glas in Heerenveen. Im Obergeschoss werden die Musiker gastfreundlich empfangen. Sie können, während sie warten, einen Kaffee trinken und füllen natürlich auch zügig den Fragebogen aus, bevor es „nach unten" geht. Tine Rensink, die Frau des Mundstückspezialisten, ist die Empfangs-dame, erledigt die Verwaltung und sorgt wie eine Arzthelferin dafür, dass die Instrumente und Mundstücke nach jedem „Patienten" wieder gereinigt werden.


Kurz vor Mittag sind Ad Wagemaker (61) aus Nieuw Niedorp und sein Musiker-kollege Jan Nicolas Vader (67) aus Abbekerk an der Reihe. Die beiden Nord-Holländer sind über den Sperrdamm herübergekommen, um sich ein neues Mundstück anmessen zu lassen. „Da müssen wir nicht den ganzen Weg bis nach Apeldoorn nehmen. Das dauert doch auch seine Zeit" erklären die beiden Männer, die beide im Nord-Holländischen Seniorenorchester und in der Niedorps Fanfare spielen. Vader ist fast sein ganzes Leben lang als Bläser aktiv. „Seit 59 Jahren" sagt er mit entsprechendem Stolz. Aber da das Gebiss nicht mehr besser werde und die Lippen nicht mehr so straff seien, falle einem das Blasen immer schwerer. Darum muss jetzt ein neues Mundstück her. Er hatte im Magazin „Muziekbode" von Rensinks Arbeit gelesen und das sprach ihn sehr an.

Asthma
Wagemakers hat vor kurzem von Flügelhorn auf Trompete gewechselt, erzählt er. Früher sei er jahrelang Berufsmusiker in einem Tanzorchester gewesen. „Ich habe noch mit dem Drummer von Louis Armstrong gespielt." Irgendwann hat er das hektische Musikerleben aufgegeben und eine Fahrschule gegründet. „Bitte die Kiefer aufeinander, damit ich Ihre Zähne sehen kann" unterbricht Rensink. „Sie haben einen sogenannten Vorbiss" beginnt der Apeldoorner seine schnelle Diagnose. „Ihr Luftstrom geht nach unten und endet daher an der Unterseite Ihres Mundstücks. Sie haben dadurch einen indirekten Anstoß. Respektlos gesagt: Sie spielen Trompete wie ein asthmatischer Flügelhornist."


Die Nord-Holländer lachen ausgelassen über Rensinks Diagnose, glauben ihm aber sofort. Erst recht, als er auf Wagemakers Lippen zu sprechen kommt. Die Lippenmuskulatur versauert, da die Blutgefäße zu wenig Sauerstoff bekommen. Das Instrument wird oft zu fest an den Mund gedrückt. Dabnn wird der Druck durch das Mundstück nicht gut verteilt. Dann bittet Rensink Wagemans, seine Zunge rauszustrecken. „Sie haben eine außergewöhnliche Zunge" konstatiert der „Mundstückdoktor". „Sie haben sicherlich Probleme bei Staccato-Passagen?" Das scheint zu stimmen. „Eine lange Zunge ist beim Staccatospiel eher von Nachteil, denn man muss beim Zungenstoß einen längeren Weg zurücklegen." Rensink notiert seinen Befund auf einem Formular und sagt: „Ein Mundstück dient nicht allein dazu, das Instrument an den Mund zu setzen. Es beeinflusst Klang, Stimmung, Ausdauer und Spiel in der Höhe."

Rensink interessiert sich auch für das Lungenvolumen der Musiker. Daher soll Wageman nun in ein entsprechendes Gerät blasen. Ein Lungenvolumen von 3,4 Litern ist mehr als genug für einen Trompeter. 3 Liter reichen normalerweise aus. „Sie haben noch etwas übrig." Tubisten brauchen in der Regel etwas mehr Lungenvolumen: 4,8 Liter. Außerdem schaut Rensink - wie ein richtiger Zahnarzt - in den Mund eines jeden Kunden. Der kleine Mundspiegel fehlt dabei nicht. Wir sprechen über Zahnärzte. Rensink findet, dass diese sich zu wenig um Blasmusiker kümmern. Sie begreifen nicht, dass Veränderungen am Gebiss enorme Folgen für Holz- und Blechbläser haben können. „Zahnärzte sehen das Gebiss nur als ein funktionelles Kausystem an, das einigermaßen ästhetisch aussehen sollte. Sie realisieren nicht, dass jede Veränderung bei Bläsern ihre Folgen haben kann. Ich habe schon einmal einen Aufsatz darüber geschrieben."

Nach 25 Minuten und Abschluss der Untersuchungen erhält Wagemaker einen Brief mit dem Hinweis auf das Mundstück, das am besten für ihn ist. „Bei jedem Instrument wird ein Standard-Mundstück mitgeliefert, aber das funktioniert nicht immer. Es gibt ja auch keine Standard-Menschen. Jeder Mund ist einzigartig und auf jeden passt ein anderes Mundstück." In seiner halbstündigen Mittagspause schaufelt er schnell etwas chinesisches Essen in sich hinein. Derweilen erzählt er von einem anrührenden Erlebnis in seiner Apeldoorner Praxis. „Eine Frau hatte einen Termin gemacht und als ich sie bat, eine Tonleiter zu spielen, kamen die Emotionen hoch. Es sei das erste Mal gewesen, dass sie seit dem Tod ihres Vaters wieder gespielt habe. Blasen hat oft auch etwas Therapeutisches. Man bläst sich manchmal richtig frei."

Sankt Petersburg
Im vergangenen September machte er eine besondere Erfahrung. In Rotterdam trat damals das World Orchestra for Peace auf. Es wurde als internationaler Friedensbotschafter anlässlich des 50jährigen Bestehens der Vereinten Nationen gegründet. Die Leitung hatte Valery Gergiev, Chefdirigent der Frotterdamer Philharmoniker. Auch Königin Beatrix war bei diesem Konzert anwesend. Die Mitglieder - Musiker aus 40 Ländern - treffen sich nur für zu solchen speziellen Konzerten. Am 8. September des vergangenen Jahres sollte der Hornist Stanislav Tses aus St Petersburg auftreten. Auf dem Weg vom Flughafen Schiphol nach Rotterdam wurde ihm imn Zug sein Instrument gestohlen. Überall Panik. Alsbald wurde ein neues Instrument gefunden, aber kein passendes Mundstück. „Ich wurde zu Hause angerufen und man fragte, ob ich in dieser Notsituation helfen könne. Ein paar Stunden später standen zwei Russen mit Begleitung an meiner Tür. Als ich ein passendes Mundstück für ihn gefunden hatte, fiel mir Stanislav Tses um den Hals. Was war der Mann erleichtert! Am Abend nach dem Konzert rief er mich an und erzählte, dass alles fantastisch funktioniert habe. Das sind schöne Erinnerungen.
Einige Monate später kamen auch einige ausländische Musiker zu Besuch. In dieser Szene läuft die Mundpropaganda sehr gut."

Nach dem schnellen Mittagessen ist Evert Tilstra (44) aus Sneek an der Reihe. Er macht erst seit eineinhalb Jahren Musik, aber geht sein neues Hobby sehr ernsthaft an. Da gehöre einfach auch ein passendes Mundstück dazu, findet Tilstra, der in der Christlichen Musikvereinigung Harmonie spielt und Unterreicht an der Musikschule Sneek erhält. Sein Lehrer Tseard Verbeek beurteilt Rensinks Theorie eher skeptisch, sagt Tilstra. „In manchen Internet-Foren glaubt nicht jeder, was Rensink sagt. Aber mich spricht es doch an. Sollte es wirklich nichts nutzen, dann schadet es zumindest nicht. Oder?" erklärt Tilstra nach seinem Besuch bei Rensink.

Zahnpasta
Tilstra hat den Fragebogen ausgefüllt und als Rensink ihn nach weiteren Auffälligkeiten fragt, erzählt er, dass ihm das Blasen nach dem Zähneputzen etwas Probleme macht. Damit hätten mehrere Musiker ihre Probleme, beruhigt ihn Rensink. Zahnpasta hat Auswirkungen auf die Lippenspannung, was sich beim Blasen als ungünstig erweist. Als Tilstra erzählt, dass er in letzter Zeit beim Blasen schneller müde wird, will Rensink von ihm wissen, ob er derzeit Medikamente einnimmt. „Viele Arzneimittel wirken lähmend auf die Muskeln, also auch auf die Lippenmuskeln" doziert Rensink. Auch Tilstra wird sehr genau untersucht. Wie Wagemaker scheint er einen indirekten Anstoß zu haben. Dies rührt weniger von einem möglichen Vorbiss, sondern von der Tatsache, dass er ein zu hohes Gaumensegel hat. „Sie haben einen downstream, einen nach unten gehenden Luftstrom und daher einen indirekten Anstoß. Probieren Sie dieses Mundstück." Das JK 3C wird ausgetauscht durch ein MG3. „Ein Unterschied wie Tag und Nacht" jubelt Tilstra. Zum Spaß probiert er noch einige weitere Mundstücke - Rensink hat mehrere Koffer voll nach Heerenveen mitgebracht - aber die erste Wahl bleibt doch die beste. Wie ein Arzt schreibt Rensink die Marke des Mundstücks auf ein Papier und gibt es dem Musiker. „Mein Rezept" erklärt er. Ich schreib es auf als Ratschlag. Ich verkaufe keine Mundstücke. Ich bin unabhängig und möchte nicht den Anschein erwecken, dass ich Gewinn aus dem Verkauf bestimmter Mundstücke ziehe."

Das richtige Mundstück

Kosten- und zeitsparendes Anmessen
Dirigenten und Instrumentallehrer kennen sie: die Musiker, die alles, was irgendwie falsch läuft, auf ihr Mundstück schieben. Suchen diese eine Entschuligung, weil sie vielleicht zu wenig geübt haben, oder haben sie vielleicht wirklich kein gutes Mundstück? Wie wichtig ist die Wahl eines Mundstücks überhaupt?

Gerne möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf einige wichtige Fakten Lenken-und dabei lade ich Sie herzlich ein, sich mit dem Thema ‘Anmessung von Mundstücken' vertraut zu machen. Auf Grund zahlreicher Untersuchungen wird es immer eindeutiger: Ein ungeeignetes Mundstück kann langfristig zu bleibenden Spielschäden führen: mangelhafte Tongebung, schnelle Ermüdung, Unsicherheit und andere Probleme, die bei Musikern zu abnehmender Motivation führen können. 85% spielen au einem falschen Mundstück und werden nicht darauf hingewiesen.

Richtige Wahl
Die auswahl eines guten und passenden Mundstücks nimmt normalerweise viel Zeit in Anspruch. Diese wird leider nur selten investiert. So spielen viele Musiker auf dem Mundstück, das die Herstellerfirma zufällig zusammen mit dem instrument lieferte: zumeist ein Durchschnittsmodell, das oft nur zu ‘durchschnittlichen' Ergebnissen führt. Auch bei gebrauchten Instrumenten wird selten ein passendes Mundstück ausgesucht: Zumeist behält man dasjenige bei, das schon auf dem Instrument war. Zu oft muss sich daher ein Musiker an ein Mundstück anpassen - obwohl es umgekehrt sein sollte. Nicht umsonst produzieren die meisten Mundstückhersteller so viele verschiedene Modelle. Es verwundert natürlich nicht, dass Mundstücke meistens so mir nichts dir nichts ausgewählt werden. Schließlich ist das Angebot übergroß und erfordert eine verantwortungsvolle Auswahl sowie Kenntnisse und Erfahrung, die nur wenige besitzen. Neben den zahlreichen Parameternbezüglich der Mundstückmaße spielen auch zahlreiche musikergebundene Aspekte eine Rolle:individueller Ansatz, spieltechnisches und musikalisches Niveau, stilistische Vorlieben, tägliche Übezeit (um nur einige zu nennen).

Persönliche Wünsche
Ebenso wie gute Rennräder, Bürostühle und andere Produkte individuell angemessen werden können, ist dies auch bei Mundstücken möglich eine moderne Spezialisierung, bei der objektive Messungen eben so wichtig sind wie die persönlichen Wünsche und Vorlieben des jeweiligen Musikers. Ein derartiges Anmessen eines Mundstücks hat zahlreiche Vorteile. Es spart Kosten und Zeit, da sofort das richtige Mundstück angeschafft werden kann. Bessere Spielergebnisse und eine besserc Klangqualität wirken sich positiv auf die Motivation aus. Außerdem: Wenn alle Musiker im Orchester auf dem richtigen Mundstück spielen, verbessert dies auch den Gesamtklang.

Nicht kommerziell orientiert
Nach Anpassung eines Mundstücks erhält man ein unverbindliches, auf seriöse Weise erstelltes und objektives Gutachten. Die fachlichen Hinweise sind nicht kommerziell orientiert oder an eine bestimmte Herstellermarke gebunden. In der Art der Tonerzeugung liegt die Grundlage für Verbesserungen. Und der Ton beginnt im Mundstück. Fundierte Mundstückwahl verbessert die Qualiteit und die Motivation der Musiker.

Weitere Informationen:
Henk Rensink - Mundstückspezialist und Berater für Holz - und Blechbläser,
Schopenhauerstraat 61, 7323 LS Apeldoorn;
Telefon (+31) 55/366 88 03, Fax: (+31) 55/360 66 99